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Junge Freunde Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Junge Leute für eine alteingesessene Institution wie die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe zu begeistern ist so eine Sache… Fast jedes Museum bedauert das geringe Interesse und versucht mit diversen Projekten auch Leute unter 30 in Ausstellungen zu locken.

Auch in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe schreitet man jetzt neue Wege um bei der junge Zielgruppe Interesse zu wecken. Wir sprachen mit Marie, die ein Freiwilliges Soziales Jahr Kultur in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe macht. Sie leitet seit September 2011 das Projekt „Junge Freunde der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe“ – die Gründung eines Freundeskreises für Kunstinteressierte von 15 bis 30 Jahren. Von exklusiven Führungen über Gespräche mit Künstlern bis hin zu Partys steht einiges auf dem Programm der Jungen Freunde. Wir haben da mal nachgefragt.


Bericht + Interview: Sofie Neu

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Um was geht es bei einem Freundeskreis eigentlich genau? Und wieso hat die Kunsthalle nun neben dem schon bestehenden Freundeskreis noch extra einen für junge Leute?

Wie der Name schon sagt, geht es vor allem darum, „Gleichgesinnte“, Freunde zu treffen, sich auszutauschen und Neues kennenzulernen.

Als Freund des Museums unterstütze ich das Museum: durch regelmäßige Besuche, Mitgestalten des Programms, sowie mit Feedback und eben durch meinen Mitgliedsbeitrag. Dafür erhalte ich im Gegenzug viele Vorteile, und kann so etwa immer umsonst die Sammlung, wie auch die Sonderausstellungen besuchen. Nun gibt es ein besonderes Programm für 15- bis 30-jährige Kunstinteressierte, die Lust haben, Kunst auf unkonventionellere Art zu erleben.

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Woran liegt es deiner Meinung nach, dass sich nur sehr wenige junge Menschen für Kunst und Museumsbesuche begeistern lassen?

Meistens findet man einfach nicht die Zeit, ins Museum zu gehen, oder findet so einen Besuch vielleicht langweilig. Viele Museen orientieren sich möglicherweise auch nicht genügend an den wirklichen Interessen von jungen Leuten und bieten ihnen keinen echten Anreiz, ohne die Schule oder Uni ins Museum zu gehen.

Und wie will die Kunsthalle es schaffen, diese Zielgruppe ins Museum zu locken?

Naja, es geht ja auch anders; in Deutschland gibt es mittlerweile fast an jedem größeren Museum einen Jungen Freundeskreis. Es gibt sogar eine Bundesinitiative dafür. Mit dem neuen Angebot wollen wir versuchen, Kunst mal anders anzubieten -lockerer. Wir zeigen zum Beispiel Dinge, die man als Besucher sonst nicht zu sehen bekommt. Der größte Pluspunkt ist aber immer noch die Kunst selbst, das Original sehen zu können und nicht nur irgendeine Abbildung in einem Katalog.

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Welche Ausstellungen sind denn in nächster Zeit in der Kunsthalle zu sehen und welche findest du für junge Leute interessant?

Gerade ist die Ausstellung „Déjà-vu? – Die Kunst der Wiederholung von Dürer bis YouTube“, die in Zusammenarbeit mit der HfG Karlsruhe entstanden ist, angelaufen. In Zeiten des Internets, Copy & Paste und Social Media ist vor allem die Frage des Copyrights interessant und natürlich die neuen Medien.

Außerdem gibt es noch die laufende Ausstellung „Sammeln für die Zukunft“ in der Orangerie, bei der Kunstwerke von 1952 bis 2012 präsentiert werden, mit vielen Künstlern aus Karlsruhe, wie Jakob Broder oder Akademieprofessoren Helmut Dorner und Tatjana Doll. Gerade für junge Leute ist diese Sammlung der modernen und zeitgenössischen Kunst attraktiv, vor allem dann, wenn sie wie hier sogar aus Karlsruhe kommt.

Was für Veranstaltungen plant ihr für den jungen Freundeskreis? Könntest du dir auch Kooperationen mit anderen Museen in Karlsruhe oder zum Beispiel mit den Studenten der Akademie oder HFG vorstellen?

Wir haben viel vor: Blicke hinter die Kulissen, Kuratorenführungen, Workshops, Galeriebesuche, Künstlergespräche… Auf keinen Fall wollen wir uns nur auf die Kunsthalle beschränken, es geht ja auch um Kunst und Kultur in und um Karlsruhe. Deshalb wollen wir natürlich mit anderen Institutionen kooperieren. „Déjà-vu?“, eine Zusammenarbeit zwischen Kunsthalle und HfG, ist dafür ein super Startschuss.

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Welche Voraussetzungen muss man erfüllen und was muss man dann tun, um Mitglied zu werden? Und welche Vorteile genießt man dann konkret?

Jeder zwischen 15 und 30 Jahren kann Mitglied werden, der Beitrag beträgt 15 Euro pro Jahr. Dafür erhält man dann freien Eintritt in alle Häuser der Kunsthalle, sowie in alle Sonderausstellungen, kann kostenlos an unserem Programm, Führungen und Sonderführungen teilnehmen, erhält Einladungen zu Eröffnungen und bekommt aktuelle Infos per Newsletter.

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Also ist es kein Jugendclub oder -treff, sondern einfach eine Art Abo fürs Museum und die stattfindenden Veranstaltungen?

Das Besondere ist eben, dass man sich selbst mit einbringen und eigene Ideen umsetzen kann. Ich als FSJ-lerin bin dann quasi nur die Schnittstelle zur Kunsthalle. Bei unserer Diskussionsrunde, die einmal im Monat stattfindet, kann man sich aktiv beteiligen. Uns fehlt zum Beispiel noch ein eigenes Logo, über das dann abgestimmt wird, aber auch das Rahmenprogramm wird hier geplant und vorgestellt. Wenn man möchte, kann man auch selbst mal eine Führung machen, einen Abend planen oder einen Workshop anbieten, was gerade für Studenten oder auch Schüler ein tolles Angebot ist.

Eure erste Veranstaltung hat bereits am 20. April stattgefunden. Wie lief das denn ab? Und wie ist bis jetzt die Nachfrage?

Das erste Treffen fand im Rahmen einer Preview von „Déjà-vu?“ statt, man konnte die Ausstellung also schon vor der eigentlichen Eröffnung sehen. Es gab eine Kurzführung von Juliane Betz, Volontärin der Kunsthalle, und Fanny Kranz, Studentin der HfG, die beide direkt an der Ausstellung beteiligt waren. Außerdem hat Maurice Meijer, ein Poet aus Karlsruhe, zwei seiner Texte vorgetragen. Insgesamt waren fast 80 Leute da, viele haben sich für den Newsletter eingetragen und sich informiert. Ich bekomme andauernd Anfragen per Mail und freue mich sehr über das große Interesse.

Was wartet jetzt bei eurem nächsten Treffen am 22. Juni auf die Besucher?

Die Provenienzforscherin der Kunsthalle, Tessa Rosebrock, erklärt uns anhand von Beispielen ihre Arbeit. Normalerweise betrachtet man Gemälde ja von vorne, hier kommt es vor allem auf die Rückseite an. Wo kommt das Bild her? Wer waren die vorherigen Besitzer? War es mal in einer Ausstellung zu sehen? Oder ist es sogar unrechtmäßig im Besitz der Kunsthalle? Es geht also um die einzelnen Geschichten hinter einem Kunstwerk, die ein Provenienzforscher wie ein „Detektiv“ herausfindet.

Weitere Infos zu der Veranstaltung der Jungen Freunde am 22. Juni gibt es hier in unserem Terminkalender…

Was erhoffst du Dir noch für Entwicklung des jungen Freundeskreises?

Da mein Jahr schon fast vorbei ist, hoffe ich natürlich, dass das Projekt erfolgreich weiterläuft und sich viele junge Leute für Kunst in Karlsruhe und die Kunsthalle begeistern lassen. Wer Interesse hat, kann ja einfach mal bei uns vorbeischauen!

Wir wünschen Dir und der Kunsthalle viel Erfolg mit dem Projekt und bedanken uns für das Interview!


Bericht + Interview: Sofie Neu

weitere Infos:

www.facebook.com/jungefreunde.Karlsruhe
www.kunsthalle-karlsruhe.de
www.bundesverband-der-foerdervereine.de/h/junge_freunde

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

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